Die meisten Medikamente werden aus Pflanzen gewonnen, die Natur ist nach wie vor die wichtigste Quelle für Heilmittel. Man schätzt, dass noch tausende Heilpflanzen irgendwo in den Urwäldern der Erde auf ihre Entdeckung warten, andere wiederum sind seit Jahrtausenden bekannt. Dazu gehört die Aloe, die seit der Antike verwendet wird. Aber nur die „echte“ Aloe, als Aloe Vera heute ein Markenzeichen in Kosmetik und Medizin, enthält die heilenden und pflegenden Eigenschaften, mit denen die Pflanze berühmt wurde.
Das grüne Wunder der Kanaren
Dr. Klaus Möbius
Die Kanaren sind für ihr mildes Klima bekannt, dank dem auf diesen Inseln im Atlantik fast alle Pflanzen gut gedeihen. Das gilt jedenfalls für die Aloe Vera, die hier frei in der Natur vorkommt, auch wenn vermutet wird, dass sie aus dem arabischen Raum stammt. Für die Nutzung in Medizin uns Kosmetik werden allerdings große Plantagen benötigt, die heute vor allem auf Lanzarote und Fuerteventura zu finden sind. Die Anbaufläche auf den Kanaren liegt bei 93 Hektar, Tendenz steigend.
Eine gute Brille ist das Resultat einer guten Beratung
Da die Aloe Vera wenig Wasser braucht, kann sie auf den östlichen Inseln der Kanaren gut gezüchtet werden. Auch im eigenen Garten, auf dem Balkon oder im Hinterhof gedeiht die pflegeleichte Pflanze ausgezeichnet.

Mit ein bisschen Picón, dem vulkanischen porösen Schotter, der die Feuchtigkeit lange hält, braucht die Aloe im Garten kaum gegossen zu werden. Es handelt sich um ein Liliengewächs – wie Zwiebel und Knoblauch – auch wenn das Aussehen der Pflanze an Agave oder Kaktus erinnert.
In Apotheken und Reformhäusern, aber auch in Supermärkten und Souvenirläden, findet man heutzutage eine große Zahl an Produkten mit Aloe Vera. Es sind in erster Linie Kosmetikerzeugnisse wie Cremen und Gels, Shampoos und Seifen, aber auch Getränke mit unterschiedlichem Aloe-Anteil.
Wie verwendet man Aloe Vera?
Wie diese Produkte anzuwenden sind, ist kein Geheimnis und den Beipacktexten zu entnehmen, wenn es nicht ohnehin klar ist.
Das Gel aus der Heilpflanze Aloe Vera kann aber auch direkt angewendet werden. Es befindet sich in den frischen Blättern und kann leicht daraus herausgelöst werden.

Man schneidet ein Stück vom Blatt ab und löst vorsichtig das Gel heraus. Vorsicht ist vor allem deshalb angebracht, weil zwischen Blatt und Mark eine Schicht Aloin eingebunden ist. Das ist ein bitterer Stoff, der von der Aloe Vera zum Eigenschutz produziert wird. Die Verwendung, vor allem die Einnahme von Aloin, ist gefährlich. Es wirkt abführend und kann laut europäischer Gesundheitsbehörde sogar krebserregend sein.
In der gewerblichen Verarbeitung von Aloe wird das Aloin mithilfe von Wasserbädern entfernt. Das kann auch im privaten Bereich so gehalten werden, man kann die Blätter aber auch aufhängen und das Aloin herauslaufen lassen, was ein bis zwei Tage dauert.
Wenn das Mark der Aloe herausgelöst ist, kann man es wie ein Gel auf die Haut auftragen. Es ist ein bewährtes Mittel gegen Sonnenbrand, entsprechend hilfreich ist es auf den Kanaren. Auch bei anderen Irritationen oder Verletzungen der Haut soll frisches Aloemark lindernde Wirkung haben, ebenso bei Insektenstichen. Wissenschaftlich erwiesen ist das alles allerdings nicht.
Auf keinen Fall sollte man frische Aloe einnehmen. Vor allem weil man zu Hause kaum prüfen kann, ob nicht doch ein Rest Aloin im Gel verblieben ist. Im Handel gibt es eine große Auswahl an Produkten zum Einnehmen. Als Saft, Trinkgel oder Tee hilft Aloe bei Verdauungsproblemen, Allergien, Pilzerkrankungen, Diabetes und Asthma. Die Abwehrkräfte werden gestärkt und die Darmflora regeneriert. Die positiven Wirkungen sind oft beschrieben worden, doch auch dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis. Im Zweifelsfall sollten Arzt und Apotheker zu Rate gezogen werden.

Was die Wissenschaft belegen kann, sind die Inhaltsstoffe der Aloe Vera, bzw. des Blattmarks. Der wichtigste davon ist das Polysaccharid Acemannan. Es handelt sich dabei um ein lebensnotwendiges Kohlehydrat, das vom Menschen nur bis zur Pubertät selbst produziert wird und später mithilfe der Nahrung zugeführt werden muss. Es wird in den Zellmembranen eingelagert und stärkt den gesamten Organismus. Acemannan ist Immunstärkend, in der heutigen Zeit wichtiger denn je, und erhöht unter anderem die Zahl der T-Killerzellen und der roten Blutkörperchen.
Insgesamt haben Experten an die 200 Wirkstoffe im Gel der Aloe Vera entdeckt. Vitamine und Mineralstoffe, Aminosäuren und schmerzstillende Salicylsäure. Auch ätherische Öle sind zu finden, allerdings sind die meisten Wirkstoff nur in sehr geringer Konzentration vorhanden.
Über die heilende und gesundheitsfördernde Wirkung hinaus wird Aloe Vera in großem Maß in der Kosmetik eingesetzt. Haut und Haare werden mit Aloe Vera gepflegt, die in unterschiedlichen Konzentrationen in Shampoo, Seife, Spray, Gel oder Creme angeboten werden. Dabei wird der anerkannte positive Einfluss auf die Haut ebenso genutzt wie die feuchtigkeitsspendende Wirkung des Aloemarks.

Als eines der beliebtesten Naturheilmittel hat Aloe Vera in den jüngsten Jahren eine große Verbreitung erlebt. Dabei ist jedes Mittel recht, das Produkt an den Mann oder an die Frau zu bringen. Aloe gibt es in Apotheken, Reformhäusern und Supermärkten, in flüssiger oder cremiger Form und in allen möglichen Konzentrationen. Vorsicht ist allerdings angebracht, wenn auf einem Etikett behauptet wird, dass 100 % Aloe in der Flasche drin ist. Das ist wahrscheinlich eine falsche Aussage, denn ohne den Zusatz von Stabilisatoren würde der Aloesaft in kürzester Zeit oxidieren. Seriöse Anbieter weisen jedenfalls auf diesen Umstand hin. Bei flüssigen Produkten aus frischer Aloe werden undurchsichtige Flaschen verwendet, denn der Saft ist sehr lichtempfindlich und würde in wenigen Tagen seine Eigenschaften verlieren. Eine durchsichtige Verpackung ist ein Zeichen dafür, dass die Aloe gefriergetrocknet wurde. Das macht das Produkt zwar langlebiger, geht aber auf Kosten vieler Vorteile der frischen und reinen Aloe Vera.
Auf Gran Canaria gibt es fast ein Dutzend Plantagen auf denen Aloe Vera angebaut wird. Einige davon sind für Besucher zugänglich und bieten Führungen sowie Produkte aus dem Eigenbau an. Dort erhält man auch frische Aloeblätter. Diese gibt es aber auch in vielen Supermärkten auf Gran Canaria zu vernünftigen Preisen: das Kilo kostet weniger als 2 Euro. Und weil es eine pflegeleichte Pflanze ist, und weil das kanarische Klima ideal für deren Gedeih ist, findet man Aloe Vera in vielen Gärten,

Vorgärten, Hinterhöfen und Fenstern. Auch in der freien Natur kann die Aloe Vera auf Gran Canaria oft angetroffen werden. Bevor man sich jedoch ein Blatt davon abschneidet, um es medizinisch oder kosmetisch zu verwenden, sollte man die Pflanze genau kennen. Es gibt hunderte Varianten der Aloe, doch nur eine ist die „wahre“ mit ihren heilenden Eigenschaften. Auch mit Agavengewächsen kann sie verwechseln. Lieber ein paar Euro investieren und sich eine Pflanze für zu Hause besorgen oder ein Blatt im Geschäft kaufen.